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Die Entstehung der Wasserkunst
 
Fließendes Wasser war erstmals von Bischof Berthold (reg. 1210/11-1230/35)  zur Curia geleitet worden, als Treibwasser für eine Kornwassermühle. Es kam über einen hochgelegenen Teich aus dem Lintbrock im Süden Eutins, heute Lindenbruch genannt.
 
Bischof Johann III. von Tralau (reg. 1260-1276), der das erste Steinhaus der Curia bauen ließ, soll zur Sicherung des Bischofshofes den breiten Graben zwischen dem Mühlenbach und dem See haben anlegen lassen. Zur Kennzeichnung nenne ich ihn Tralaugraben. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Kanal zum Fischteich, zum barocken Querkanal und zum Gartenteich des Landschaftsgartens am Hauptgartentor, der noch heute besteht, ein Jahrhunderte altes Gewässer.

 
Abb. Siegel des Bischofs Dietrich II. (Theodor Arndes) um 1500.
Siegelzeichnung i. d. Samml. Milde Bl. 39. (AHL)

Als Dietrich II. Arndes (reg. 1492-1506), der lange zuvor in Italien studiert und als Dr. jur. in Rom advoziert hatte, Bischof wurde, konsolidierte er den Bischofshof.  Er veranlaßte unter anderem um 1500 die Anlage einer Wasserkunst, wobei er auf die wasserbautechnischen Bemühungen seiner Vorgänger zurückgreifen konnte. Das Wasser wurde nun über Röhrbäume, cum canalibus subterraneis, zur Curia und in die Stadt geleitet, wo mehrere Zapfstellen für die Bevölkerung entstanden. Auch hier diente der Lintbrock  als Wasserspender.

 

Diese erste Eutiner Röhrbaumanlage schuf die Grundvoraussetzungen für die Wasserkünste der späteren Schloßgartenformen. Die Piependieke (Röhrbaumteiche), damalige Stauteiche für die Wasserkunst, sind noch heute im Schloßgarten vorhanden. Ihre immer noch gebräuchliche Bezeichnung in Niederdeutsch scheint auf ihr Alter zu deuten, als Hochdeutsch hierzulande noch nicht eingeführt war.

 
Auf dem Curiengelände ließ der Bischof um 1500 als Besonderheit einen Springbrunnen anlegen, eine novam fontanam, die sicherlich auf Erfahrungen mit Brunnenanlagen der in Rom zurückging. Eine solche Fontäne, die „der Schwerkraft zum Trotz und entgegen der natürlichen Ordnung der Dinge“ (Thacker) Wasser in die Höhe springen ließ, war eine Sehenswürdigkeit.  
 
Sie war die erste Zieranlage in der Geschichte der Eutiner Wasserkunst. Während in Italien bereits die Hochrenaissance herrschte, setzte die Renaissance in der Baukunst Nordeuropas erst um 1545 ein, also rund 50 Jahre nach der Errichtung der Eutiner Fontäne. Mir ist keine früher entstandene Anlage dieser Art im nordeuropäischen Raum bekannt als jene in Eutin.
 
Der Tiergarten
 

Der Eutiner Tiergarten – auch Wildkoppel genannt - entstand zur Zeit des Bischofs Eberhard von Holle (reg. 1561-1586). Das außerhalb des Curienkomplexes, jenseits des Tralaugrabens gelegene Terrain war insgesamt etwa 15 ha groß und diente der als Vergnügen empfundenen Jagd auf Rotwild. Tiergärten galten als fürstliche Standessymbole. Es spricht für das Selbstverständnis Eberhard von Holles, daß er sich als Bischof – neben Mitgliedern des Herzogshauses Schleswig-Holstein-Gottorf -  einen solchen Garten anlegen ließ: ein Zeichen der Renaissance.

Abb.: Der Tiergarten um 1586. Ausschnitt aus dem Kupferstich Liber 5 S. 34 von Braun/Hogenberg. (Privat).

 

Wenn man die Größe der dargestellten Bäume und Büsche berücksichtigt, könnte der Eutiner Tiergarten um 1570 angelegt worden sein.

 

Die Wildkoppel ist für die späteren großen Gartenformen in Eutin insofern bedeutsam, als hier Gelände zur Erweiterung der zunächst kleinen Gärten ‚vorgehalten‘ wurde.